• 11.08.2025
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Von großen Brocken zu feinen Pulvern

Zerkleinerungstechnik ist in der Prozessindustrie unverzichtbar – ob als Vorbereitungsstufe, zur Qualitätsanpassung oder im Recycling. So vielfältig wie die Einsatzzwecke in den diversen Branchen sind, ist auch das Angebot an Technik. Die POWTECH TECHNOPHARM bietet einen guten Überblick und stellt einige Innovationen vor.

Geschrieben von Dr. Ulla Reutner

Fünf Gläser mit Edelstahldeckel stehen auf einer rot-weißen Fläche, im Hintergrund sind unscharf mehrere Personen zu sehen, die sich unterhalten.
Unterschiedlichste Produkte in der Verfahrenstechnik müssen im Lauf des Prozesses zerkleinert oder pulverisiert werden. Zahlreiche Aussteller auf der POWTECH TECHNOPHARM zeigen die geeignete Technik.

Oft steht die Zerkleinerung und Pulverisierung am Anfang der Verfahrensschritte in der Prozessindustrie. Ob Pigmente oder Harze in der Chemie, Getreide oder Gewürze in der Lebensmittelbranche, Kalkstein in der Baustoffindustrie oder Erzen bei der Lithiumproduktion für Batterien – mehr oder weniger feine Ausgangsstoffe sind für die folgenden Prozessschritte gefragt. Aber auch als Zwischenschritt oder am Ende des Prozesses kann die Grundoperation „Zerkleinern“ von Bedeutung sein, etwa um ein pulverförmiges Zwischenprodukt in Flüssigkeiten zu dispergieren, seine Oberfläche und damit die Reaktivität zu erhöhen, die Mischbarkeit zu verbessern oder das Endprodukt besonders fein zu vermahlen.

Welche Technik dabei gewählt wird, hängt nicht nur vom angestrebten Ziel wie etwa der erforderlichen Feinheit ab. Auch die Eigenschaften des zu zerkleinernden Produkts beeinflussen die Entscheidung. Bei der Grob- und Mittelzerkleinerung geht es oft rau zu. Verschiedene Brechertypen zerkleinern sehr harte Produkte wie Erze, für die sich Backenbrecher oder Kegelbrecher (Konusbrecher) eignen. Für Recyclingmaterialien, Kalk oder Salze bieten sich Prall- oder Walzenbrecher bzw. -mühlen an, und für mittelharte Materialien wie Ziegel oder Gips können Hammerbrecher die erste Wahl sein.

Zur Grobzerkleinerung im Food- und Feed-Bereich sind Hammer- und Walzenmühlen gebräuchlich. Um Kräuter oder Gemüse kontrolliert zu zerkleinern, werden meist Schneidmühlen eingesetzt. Für Zucker oder Mehl nutzt man eher Prall- oder Stiftmühlen. Für besonders empfindliche Produkte eignen sich häufig Jet-Mühlen. In diesen Anwendungsbereichen wird häufig die CIP/SIP-Fähigkeit der Maschinen gefordert. Auch der Explosionsschutz ist gegebenenfalls zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für die Chemieindustrie, in der die genannten Mühlen ebenfalls zum Einsatz kommen. Neben der Auslegung nach ATEX-Richtlinien ist dort oft eine hohe Korrosionsbeständigkeit erforderlich.

In einigen Anwendungen ist es vorteilhaft, das Mahlgut gleichzeitig mit der Zerkleinerung zu dispergieren. Dies kann mit Rührwerkskugelmühlen realisiert werden. Sie dispergieren beispielsweise Pigmente bei der Herstellung von Farben und Lacken. Auch in der Pharma- und der Kosmetikindustrie werden sie genutzt, um beispielsweise Nanopartikel herzustellen und Wirkstoffe zu zerkleinern.

Für viele dieser Anforderungen bieten die Aussteller auf der POWTECH TECHNOPHARM erprobte Maschinen.

Vielseitige Kugelmühlen

Kugelmühlen werden beispielsweise in Halle 9, Stand 9-461 bei der Christian Pfeiffer Maschinenfabrik zu sehen sein. Die BAM-Kugelmühle mit wartungsarmen Pendelrollenlagern ist für Industriemineralien vorgesehen. Alle Mühleninterna – Übertragtrennwand, Panzerung und Kugelcharge – hat der Hersteller im eigenen Haus entwickelt. Er bietet variable Lagerungen und Antriebsmöglichkeiten und unterstützt bei der Mahlkörperauswahl, um die Produktion möglichst effizient zu gestalten. Es gibt unterschiedlichste Baugrößen für Durchsätze zwischen einer und 100 t/h. Zu den weiteren Anbietern von Kugelmühlen gehören Fritsch (Halle 12.0/12-251), Hosokawa Alpine (Halle 11.0/11-137) und NanoFract (Halle 9/9-111e). Wer auf der Suche nach einer Strahlmühle ist, wird ebenfalls bei NanoFract fündig. Das junge Unternehmen entwickelt diese maßgeschneidert für eine Vielzahl von Produkten, darunter Energiespeichermaterialien, Pulver für die additive Fertigung, Lacke und Farben, Pflanzenproteine und vieles mehr.

Ein großes Messer wird von zwei Händen über einem weißen Schneidbrett mit grob zerschnittenen Salbeiblättern gehalten.
Mit Schneidmühlen gelingen ähnliche Ergebnisse wie mit einem scharfen Messer in der Küche: gleichmäßige Partikel entstehen bei geringer Wärmeentwicklung. Auch weiche und faserige Stoffe können verarbeitet werden.

Schneidmühlen zerkleinern schonend

Zu den Anbietern von Schneidmühlen zählt Ritec (Halle 9/9-343). Seine BC-Messermühlen eignen sich zur Vorzerkleinerung von weichen bis mittelharten organischen, mineralischen oder zusammengesetzten Rohstoffen, etwa getrocknete Pflanzen, Kräuter und Gewürze, bevor diese entstaubt oder feinvermahlen werden. Auch für Recyclingprozesse (z. B. Elektrokabel) oder in der Kosmetikindustrie finden sie Verwendung. Man erzielt damit präzise und saubere Schnitte und erzeugt kaum Staub. Die Mühlen zeichnen sich durch einfache Wartung und Reinigung aus. 17 weitere Aussteller bieten auf der POWTECH TECHNOPHARM Schneidmühlen an, darunter Tsukasa (Halle 12.0/12-328) und Cybernetik Technologies (Halle 12.0/12-444)

Darüber hinaus hat Ritec lebensmittelkonforme Stiftmühlen für die Feinvermahlung angekündigt. Die Mühlen der Bromi-Reihe ermöglichen die Herstellung von Pulvern mit einer Feinheit von bis zu 200 µm aus Rohstoffpartikeln mit einer Größe von wenigen Millimetern. Es gibt sie in einem neuen Design, bei dem der Materialverlust auf unter ein Prozent sinkt. Edelstahlausführungen erfüllen Hygienestandards, sodass sich die Mühlen ebenfalls in der Lebensmittelindustrie, etwa zur Pulverisierung von Kurkuma oder Zimt, einsetzen lassen. Auch für Pharma- und Nutrazeutika-Produktion sind sie geeignet, etwa für die Feinvermahlung von Aktivkohle, Magnesium oder Zink. Weitere Anbietern von Stiftmühlen auf der Messe sind Bauermeister Zerkleinerungstechnik (Halle 9 / 9-219), Cimma Morandotti (Halle 9/ 9-130) und die Schedio Group (Halle 12.0/12-383).

Von Zerkleinern bis Sieben in einer Maschine

Ein umfassendes Angebot für die Pulverzerkleinerung hat Frewitt (Halle 12.0/12-566). Dabei sticht das modulare Konzept hervor. So erfüllt die FlexMill unterschiedlichste Anforderungen in der Pharma-, Food- und Chemieindustrie sowie bei der Batterieherstellung. Fünf Mahlköpfe und drei verschiedene Mahlverfahren stehen innerhalb eines Systems zur Verfügung, um Produkte zu zerkleinern und fein zu vermahlen. Auch die Deagglomeration und die kontrollierte Sichtung sind abgedeckt. Das hilft, Investitionskosten zu reduzieren. Dabei bleibt kaum ein Wunsch offen: vom integrierten Scale-up über einen intuitiv bedienbaren Touchscreen und eine automatische Systemüberwachung bis hin zu mobilen ATEX-Ausführungen für Zone 1 und 21 sowie CFR-Part-11-Funktionen. Abgerundet wird das Angebot durch die FlexMill-Lab-Reihe mit sechs Mahltechnologien in einer Plattform. Sie dient zur Verarbeitung von Laborchargen von 50 g bis 1 kg, kann aber aufgrund ihrer Kapazitäten von bis zu 150 kg/h auch für die Pilotproduktion genutzt werden. Auch sie ist für Pharmaanwendungen geeignet.

Für Kompetenz und Erfahrung in der Fein- und Feinstmahltechnik steht Netzsch (Halle 11.0/11-330), das ein vielfältiges Maschinenprogramm von Labor- über Produktionsmaschinen bis hin zu kompletten Fertigungslinien anbietet. Zu den Messeexponaten gehört diesmal die Fließbettstrahlmühle CGS mit den neu entwickelten Mahlverfahren e-Jet (mit Luft) und s-Jet (mit überhitztem Wasserdampf). Sie erreicht Mahlfeinheiten von 2 µm bis 70 µm und sorgt durch einen integrierten dynamischen Windsichter für ein exakt definiertes Oberkorn. Die Luftstrahlmühle ist für die Feinstvermahlung trockener Stoffe jeglicher Härte, von äußerst harten Produkten bis hin zu temperaturempfindlichen Wachsen, nutzbar und arbeitet weitgehend kontaminationsfrei. Die Zerkleinerungsenergie wird ausschließlich durch Gasstrahlen bereitgestellt, wodurch sich Verschleiß an Mahlwerkzeugen erübrigt.

Genau richtig für Weiches bis Mittelhartes

Ein weiteres Highlight von Netzsch ist die CSM, eine Rotorprallmühle für weiche bis mittelharte Stoffe (bis 3 Mohs), in die ebenfalls ein dynamischer Windsichter integriert ist. Das Produkt wird zwischen einer peripheren Mahlbahn und einem rotierenden Schlägerwerk vermahlen. Das horizontale Sichtrad erzielt Produkte mit einer sehr hohen, spritzkornfreien Feinheit. Der Anwendungsbereich reicht von Kakaopresskuchen und Zucker über getrocknete Erbsen und Sojaprotein bis hin zu Pigmenten und Talkum.

Ein weiterer Anbieter von Prall- und Rotormühlen ist Altenburger Maschinen Jäckering (Halle 9/9-432). Mit seinem Ultra-Rotor sind Feinstvermahlung und Mahltrocknung, basierend auf der Luftwirbelmühlen-Technik, möglich. Die Maschine verarbeitet u. a Nahrungsmittel, Mineralien, pflanzliche und tierische Proteine und Spezialchemikalien. Auch die Inert- oder Kryogenverarbeitung ist möglich.

Reibungsloses Upscaling vom Labor bis zur Massenproduktion

Sugino (Halle 9/9-620) bietet ebenfalls Systeme für das Trockenmahlen an, darunter die platzsparende Labor-Trockenmühle Dry Burst mit Gegenluftstrom. Sie kann 4 kg pro Stunde verarbeiten und produziert dabei Pulver mit einem Partikeldurchmesser von weniger als 10 µm. Der Luftstrom wird – anders als bei Strahlmühlen – von zwei rotierenden Laufrädern erzeugt, wodurch die Betriebskosten gering bleiben. Zudem wird das Unternehmen mit der Star Bust Mini ein Nassstrahlmahlgerät vorstellen, das Materialien auflöst, emulgiert, pulverisiert und deren Oberfläche verändert. Bei bis zu 2450 bar kollidieren die Rohstoffe mit Keramikkugeln. Die Mini-Ausführung verarbeitet Probenvolumina ab 20 ml mit einem Durchsatz von bis zu 6 l/h. Somit eignet sie sich für die Entwicklung funktionaler High-Tech-Nanomaterialien, etwa für Batterie- und Elektronikmaterialien, sowie für das Mikronisieren von Pigmenten. Die Star-Bust-Reihe umfasst darüber hinaus Maschinen für kleine Durchsätze bis 67 l/h und für die Massenproduktion mit über 1000 l/h.

Zum vollständigen Überblick über das Angebot der Zerkleinerungstechnik gehört auch ein Besuch des Ausstellers Iskra PIO (Halle 9/9-264). Er kündigt Systeme zum Mahlen, Umfüllen und Dosieren von Materialien aus verschiedenen Verpackungen an, die auf einer Plattform basieren können, aber nicht müssen. Ohne Plattform führt eine Hebevorrichtung das Rohmaterial durch Positionierung der Eingangsverpackung zu, eine weitere sammelt und positioniert verschiedene Prozesseinheiten (z. B. Vibrationssieb, Hammermühle, Kompaktor) über der Ausgangsverpackung. Wiegesysteme ermöglichen das Dosieren. Eine Steuerung verwaltet alle Untergruppen des Systems und sorgt für einen synchronen Betrieb. ATEX- und Containment-Ausführungen sind verfügbar. Ein weiteres Angebot basiert auf einer Plattform zur Positionierung der Eingangsverpackungen und Prozesseinheiten.

Insgesamt sind für die POWTECH TECHNOPHARM 2025 44 Aussteller mit Brechern und 62 Aussteller mit Mühlen gelistet (Stand August 2025), wobei es natürlich Überschneidungen gibt. Sicherlich werden bis zur Messe noch etliche weitere Anbieter die Möglichkeit nutzen, ihre Maschinen vorab bereits auf der Website der Messe zu präsentieren. Besucher können sich so bestens auf drei intensive Tage mit vielen interessanten Gesprächen vorbereiten und verpassen keine der für sie wesentlichen Innovationen.

Ein Mann erklärt auf einem Messestand mehreren Besuchern etwas. Im Vordergrund eine mannshohe Maschine aus verschiedenen Geräten auf einer Plattform.

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Autor

Ulla Reutner
Dr. Ulla Reutner
Chemist and freelance specialised journalist