Schon 2023 war kein gutes Jahr für die Hersteller von Farben, Lacken und Druckfarben in Deutschland. 1,47 Millionen Tonnen wurden laut Branchenverband VdL hierzulande verkauft. Im Jahr 2021 waren es noch 1,585 Millionen Tonnen Lacke, Farben und Druckfarben und auch das entsprach einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2024 wird wohl nochmals schlechter abschließen. Prognostiziert ist ein weiterer Rückgang um zwei Prozent. Noch bedenklicher stimmt der deutliche Rückgang der Exporte 2023: um -11,2 Prozent auf nur noch 774.000 Tonnen. Dabei sehen vor allem die Teilmärkte für Druckfarben, Bauten und Möbel/Holz schlecht aus. Noch überraschend gut entwickelte sich 2023 mit +18 Prozent der Bereich Autoserie, für 2024 rechnet der Branchenverband VdL jedoch nur noch mit fünf Prozent Wachstum. Angesichts der allgemeinen schlechten konjunkturellen Aussichten in Deutschland, aber auch China, und den Unwägbarkeiten des amerikanischen Markts hat die Farbenbranche wenig Grund zu Optimismus.
Mittelfristig moderates Wachstum in Europa
Da gilt es, den Horizont auszuweiten. Laut einer Marktstudie von Ceresana soll der europäische Markt für Farben, Lacke und Pigmente in den kommenden Jahren bis 2032 tatsächlich moderat wachsen, um durchschnittlich 1,2 Prozent jährlich. In Europa gewännen demnach vor allem wasser- und biobasierte Anstrichmittel an Bedeutung, die häufig in die Bauindustrie gehen. Acrylfarben sollen das stärkste Wachstum verzeichnen.
Das größte Wachstum wird aber in den Regionen Asien-Pazifik und Afrika verzeichnet. Die weltweite Nachfrage nach Pigmenten werde voraussichtlich bis 2032 auf rund 14,5 Millionen Tonnen pro Jahr steigen, so die Marktforscher, wobei der Hauptabnehmer die Bauindustrie sei. Das zweitgrößte Einsatzgebiet für Pigmente sind Kunststoffe, etwa für Verpackungen, aber auch Konsumgüter und Bauteile für die Fahrzeugindustrie.
Effektfarben generieren Wachstum in Asien
Trotz der mittelfristig voraussichtlich positiven Entwicklung in Übersee: Die Branche steht vor großen Herausforderungen. Kurz vor der European Coating Show 2025 (5. – 27. März) schwören sich die Teilnehmer auf Innovation, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit ein. Dr. Mark Stoll, Global Head of Marketing Strategy bei Pigmenthersteller Eckart, unterstreicht in der ECS-Preview die Bedeutung der Dekarbonisierung von Produktionsprozessen. Er rechnet zwar nicht mit Marktwachstum in naher Zukunft, sagt jedoch: „Es gibt mindestens zwei starke langfristige Wachstumstreiber über einen Zeitraum von fünf Jahren. Diese sind die Erholung in der Automobilproduktion, was zu einer erhöhten Nachfrage führen wird, und der Trend zu mehr Effektfarben.“ Letzteres sei vor allem Treiber für den Markt in Asien.
Nachhaltige innovative Produkte, modernisierte Prozesse
Regulatorische Anforderungen und damit eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten bieten innovativen Pigmentherstellern neue Chancen. Eckart entspricht dem beispielsweise mit einem Portfolio auf Basis von Sekundäraluminium, kompostierbaren Effektpigmenten und Druckfarben sowie mineralölfreien Metallic-Druckfarben. Bei Fahrzeugserienlacken punktet BASF Coatings mit einem Einschichtlack, der einen perlmuttartigen Effekt ohne Verwendung herkömmlicher Effektpigmente zeigt und zudem die Material- und Energiezufuhr im Herstellungsprozess reduziert. Sun Chemicals bedient die Textil- und Bekleidungsindustrie mit öko-tex-zertifizierten Farbpigmenten für Textilfarben. AkzoNobel Powder Coatings stellte kürzlich eine neue Farbpalette vor, die keine Lösungsmittel oder flüchtige organische Verbindungen emittiert.
Viele Hersteller modernisieren zudem die Produktionsprozesse und deren Energieversorgung. So produziert Lanxess gelbes Eisenoxid in Brasilien nahezu klimaneutral mithilfe erneuerbarer Energien. Und Akzo Nobel entspricht mit einer wasserstoffbetriebenen Spritzkabine in einem Schulungszentrum in Belgien dem Trend zu einem sauberen Spritzvorgang mit reduzierten CO2-Emissionen.