- 08.09.2025
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Von Containment bis KI: Impulse für die Pharmaproduktion
Die POWTECH TECHNOPHARM 2025 rückt mit einem starken Pharma- und Life-Science-Branding die GxP-konforme Arzneimittelherstellung ins Zentrum. Das TECHNOPHARM FORUM mit 35 Fachvorträgen bietet praxisnahes Know-how zu Containment, kontinuierlicher Produktion, GMP-Anforderungen und Prozessoptimierung. Die Aussteller kommen ebenso zu Wort wie Vertreter von Pharmaunternehmen und -verbänden
Geschrieben von Dr. Ulla Reutner


Die POWTECH TECHNOPHARM positioniert sich neu. Nach zehnjähriger Pause wird der TECHNOPHARM-Teil wiederbelebt – jedoch nicht mehr als eigenständige Messe, sondern als integrierter Bestandteil der Messemarke mit starkem Pharma- und Life-Science-Branding. Der Doppelname steht für die zahlreichen Synergien der verschiedenen Branchen der Prozessindustrie. Digitalisierung und Automatisierung, kontinuierliche Prozesse, Nachhaltigkeit sowie Schnittstellen zwischen Processing und Packaging sind für die Pharmaproduktion mindestens ebenso wichtig wie für die Industriezweige Chemie, Lebensmittel und Kunststoff. Nun rückt die GxP-konforme Herstellung von Pharmazeutika in fester, halbfester und flüssiger Form wieder deutlich in den Fokus.
Dies spiegelt sich auch im Forenprogramm der Messe wider. Mit rund 75 eingereichten Vortragsvorschlägen war die Beteiligung am Call for Papers 2025 fast dreimal so hoch wie 2022. 2023 kam Drive in das Thema Pharma. Parallel zum traditionellen POWTECH FORUM konnte bereits ein separates TECHNOPHARM FORUM stattfinden, nicht zuletzt dank der Unterstützung der APV (Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik e.V.), einem der ideellen Träger der POWTECH TECHNOPHARM. In diesem Jahr nun folgen zwei starke Foren, auf denen im Halb-Stunden-Rhythmus von 9:30 bis 18:00 Uhr Expertenvorträge rund um die Produktionstechnik laufen. Das POWTECH FORUM konzentriert sich insbesondere auf Prozessoptimierung, Safety und Security sowie Nachhaltigkeit der Besucherbranchen in der Breite, mit einem Schwerpunkt auf Food Processing am Mittwoch. (Wir berichteten bereits hier).
Das TECHNOPHARM FORUM bietet in Halle 10, Stand 10-356 neben Ausstellern von Pharma-Equipment auch Branchenvertretern aus diversen Pharmaunternehmen eine Bühne. Zudem stellen Speaker des Pavillons Pharma in Focus die Expertise ihrer Unternehmen vor, darunter Dienstleister für GMP-Compliance-sowie Technologieunternehmen, die sich strategisch auf die wachsenden Sektoren Pharma und Biotechnologie fokussieren. Das Programm wurde auch in diesem Jahr wieder mit Unterstützung der APV zusammengestellt, allen voran von Geschäftsstellenleiter Dr. Martin Bornhöft, der auch die Moderation übernehmen wird.
Kontinuierliche Herstellung im Fokus
Am Dienstag, den 23.09.2025, widmen sich mehrere Vorträge den Themen Pharma-Containment und kontinuierliche Produktion, beides technologische Besonderheiten, die die Pharmaindustrie derzeit beschäftigen. Aktuelle Projekte und die Vorstellung technischer Neuerungen, etwa bei Einwegisolatoren und für die Mini-Batch-Verarbeitung, erlauben den Transfer in die Praxis. Einen besonderen Stellenwert haben dabei Einblicke, wie sie etwa Dr. Michael Ostendorf, Senior Expert Particle Technology bei der Bayer AG gibt. Er präsentiert die Methoden zur Analyse von Pulvereigenschaften in der kontinuierlichen Arzneimittelherstellung, die in seinem Verantwortungsbereich genutzt werden. Ricarda Leister von Meggle zeigt, welche Vorteile co-prozessierter Hilfsstoffe in derartigen Prozessen bringen.
Etliche Vorträge richten sich auch an die Forscher und Prozessentwickler unter den Besuchern, beispielsweise wenn es um die Methodenkompetenz beim Zerkleinern und Sieben oder um die optische Volumenmessung von kompaktiertem Pulver zur Porositätsermittlung geht. Mehrere Referenten stellen am Dienstag zudem vor, wie Hilfsstoffe die Entwicklung fester oraler Darreichungsformen effizienter und deren Herstellung einfacher machen. Dazu gehört auch die Nutzung von Schlachtabfällen sowie verschiedener pflanzlicher Hilfsstoffe.
Ingenieure als Enabler für die digitale Zukunft
Ein Highlight am Dienstag fällt aus dem Rahmen. Johannes Krämer vom Biotechnologieunternehmen CSL Behring erläutert die Zukunftsperspektiven für die Pharmaindustrie und die Rolle, die Ingenieure als Enabler für Digitalisierung spielen. Als Leiter der APV-Fachgruppe Pharmaceutical Process Engineering hat Krämer neben innovativen Prozesstechnologien für alle Darreichungsformen unter anderem auch Automatisierungskonzepte und die GMP-gerechte Instandhaltung im Blick. Bei CSL Behring leitet er die Abteilung Engineering.
Annex 1 – wie meistern wir die Herausforderungen?
Am Mittwoch widmen sich mehrere Referenten einem Thema, das die Pharmabranche derzeit stark beschäftigt: dem EU GMP Annex 1. Dieser Leitfaden beschreibt die Herstellung steriler Arzneimittel. Sehr detaillierte, komplexe Anforderungen haben bei der Umsetzung zu Unsicherheiten geführt. Wie man den Herausforderungen begegnen kann, verdeutlicht unter anderem Luigi Scaffidi am Beispiel der Erfahrungen bei Boehringer Ingelheim Pharma. Weitere Vorträge thematisieren die Containment-Anforderungen; dazu zählt auch ein Überblick über die SMEPAC-Testung gemäß ISPE-Richtlinien. Den regulatorischen Anforderungen in der pharmazeutischen Analytik widmet sich ein Vortrag über die strategische Nutzung von DoE (Design of Experiments).
Zum Thema Prozessoptimierung setzen ebenfalls mehrere Speaker Impulse, darunter Dr. Philippe Solot, CEO von Aicos Technologies. Er stellt die Versuchsplanung als Beschleuniger vor und will Bedenken vor ihrer vermeintlichen Komplexität zerstreuen. Dirk Steinhäuser von Glatt Ingenieurtechnik geht auf die strukturierte Planung von Biotech-Anlagen ein, bei denen der Prozess noch in Entwicklung oder im Scale-up ist. Weitere Referenten führen die Optimierungsmöglichkeiten in der Gefriertrocknung sowie bei der KI-unterstützten Füllprozessentwicklung aus.
Keynote: Wie ticken die Generationen Z und Alpha?
Alle Besucher, die junge Kollegen verstehen, motivieren und binden möchten, sollten sich den Termin der Keynote von Felix Behm rot im Kalender markieren. Er versteht sich als „Generation-Z-Experte“. Die erste vollkommen digital aufgewachsene Generation (Jahrgänge 1995 bis 2010) sowie die Generation Alpha (ab 2010 Geborene) werden in den nächsten Jahren die Babyboomer-Generation in den Industriebetrieben ebenso wie in der Forschung ersetzen. „Jung, digital, fordernd – wie tickt Gen Z & Gen Alpha?“ – diese Frage wird der Keynote-Speaker beantworten und Strategien aufzeigen, wie sich Digital Natives gewinnen lassen. Nicht zuletzt durch seinen Vortragsstil werden seine konkreten Handlungsempfehlungen Wirkung zeigen.
Auch das „Vorprogramm” kann sich sehen lassen: Am Mittwoch ab 13 Uhr gehen drei Science Slammer an den Start – unter dem Motto „Vom Labor auf die Bühne” auf Initiative des VDI. Prof. Samir Salameh von der FH Münster, Pierre Cautaerts von der Universität Erlangen-Nürnberg und Daniel Klüh aus Regensburg wollen ihre Forschungsinhalte auf kreative, humorvolle und inspirierende Weise vermitteln. Das ist ebenfalls eine Premiere auf der POWTECH TECHNOPHARM.


Prozessdaten, Inline-Instrumentierung und PAT
Am Donnerstag punktet das TECHNOPHARM FORUM mit einigen Expertenvorträgen rund um die Prozessdaten. Die Besucher erfahren, wie sie diese für eine risikobasierte Requalifizierung und Revalidierung nutzen können. Zudem werden die hygienische Inline-Instrumentierung sowie der Einsatz von Refraktometern als PAT-Werkzeug thematisiert. Weitere Themen reichen von automatisierten Abläufen im Labor bis hin zum Einsatz von Einweg-Pulvermischern als probaten Weg, um Kreuzkontamination zu verhindern.
Aus der Praxis für die Praxis zu lernen, heißt es bei vielen Vorträgen auf den Foren. Aber ganz besonders, wenn Experten wie Dr. Joachim Herrmann vom Unternehmen Dr. Willmar Schwabe, Hersteller von Phytotherapeutika, sprechen. Als Director Pharmaceutical Formulation kennt er die Qualitäts- und Stabilitätsprobleme von Weichkapseln aus erster Hand und stellt Lösungsmöglichkeiten vor.
Ein Zukunftstrend ist die Digitalisierung der Produktions- und Lieferketten in der Industrie. Dazu steuert der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.) ein wichtiges Thema bei. Senior Manager Ege Hüsemoglu ist beim BDI verantwortlich für das Datenraumprojekt HealthTrack-X. Er erläutert, wie HealthTrack-X die Resilienz und Transparenz der Lieferketten der industriellen Gesundheitswirtschaft steigern und so zum Wegbereiter der Digitalisierung werden kann.
Fazit: Geballtes Know-how für Pharma- und Kosmetik-Industrie
Besucher aus der Pharmaindustrie kommen auf der POWTECH TECHNOPHARM 2025 voll auf ihre Kosten. Das zeigt schon allein das begleitende Programm des TECHNOPHARM FORUMs. Weitere gute Argumente für einen Messebesuch liefern die über 330 Aussteller, die sich mit ihrem Angebot explizit an die Pharmaindustrie richten. Viele davon bieten auch für die Zielgruppe Kosmetik und Körperpflege Geräte, Systeme und Lösungen an – und vor allem das Know-how, Interessenten bei ihrem nächsten Projekt beratend zur Seite zu stehen. Über die Ausstellersuche können Besucher auf einfache Weise die für sie relevanten Aussteller ermitteln. Einfach Industrie, gewünschte Produktkategorie sowie weitere Kriterien auswählen: So erhalten Sie die gesuchte Schnittmenge und können Ihren Messebesuch zielgerichtet planen.
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