• 08.09.2025
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Mischtechnik auf der POWTECH TECHNOPHARM 2025: Effizienter, sauberer, vielseitiger

Ob in der Chemie-, Pharma-, Lebensmittel- oder Baustoffindustrie – Mischtechnik bildet das Herzstück vieler Prozesse. Entsprechend groß ist die Bandbreite an neuen Mischern und ergänzenden Komponenten, die auf der POWTECH TECHNOPHARM 2025 vorgestellt werden. Von hochpräzisen Pulvermischern über kontinuierliche Inline-Mischer bis hin zu cleveren Dichtungssystemen zeigen Aussteller Lösungen, die Effizienz, Produktqualität und Hygiene spürbar verbessern.

Geschrieben von Armin Scheuermann

Industrieller Pegasus-Mischer von Dinnissen mit Edelstahlgehäuse und zentraler Antriebseinheit – ausgelegt für kombinierte Misch- und Zusatzprozesse in hygienekritischen Anwendungen
Der Pegasus Mischer vereint Mischen mit zusätzlichen Prozessschritten wie Trocknung, Kühlung oder Coating.

Wirft man einen näheren Blick in die Produktmeldungen der Aussteller zur POWTECH TECHNOPHARM 2025, dann zeichnen sich zentrale Trends ab: Viele Hersteller setzen auf kontinuierliche Produktion, um Prozesse rentabler und gleichmäßiger zu machen. Gleichzeitig gewinnen Hygiene und Wartungsfreiheit an Bedeutung – etwa durch wartungsfreie Wellendichtungen oder leicht zu reinigende Mischsysteme. Auch die Multifunktionalität von Anlagen nimmt zu, indem Mischer zusätzliche Prozessschritte wie Trocknen oder Granulieren übernehmen. Und nicht zuletzt steht die Energieeffizienz im Fokus, da Mischen zu den energieintensiven Vorgängen zählt. Im Folgenden beleuchten wir die aktuellen Entwicklungen und stellen ausgewählte Neuheiten der Mischtechnik vor.

Schnittmodell eines Inline-Mischers (Rohr mit Rotor/Statorelementen) zur kontinuierlichen Fest-Flüssig-Mischung
Der Inline-Mischer INDAG DLM/FS zieht Feststoffe in einen Flüssigkeitsstrom und mischt sie kontinuierlich ein.

Kontinuierliches Mischen für mehr Effizienz und Qualität

Traditionell werden Pulver und Granulate chargenweise in Batch-Mischern aufbereitet. Kontinuierliche Mischer bieten jedoch klare Vorteile: Sie ermöglichen einen konstanten Produktstrom, reduzieren Charge-zu-Charge-Schwankungen und können Prozesse in der Produktion erheblich beschleunigen. Insbesondere in der Pharmaindustrie findet derzeit ein Umbruch statt – immer mehr Unternehmen steigen auf kontinuierliche Produktion um, seit FDA und EMA dies fördern. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist der Fest-Flüssig Inline Mischer DLM/FS von INDAG (Halle 9, Stand 9-624), der Flüssigkeits- und Feststoffströme kontinuierlich innerhalb der Rohrleitung homogenisiert. Pulver oder auch bis zu 20 mm große Feststoffstücke werden je nach gewähltem Mischwerkzeug entweder sehr schonend eingearbeitet oder mit hoher Scherenergie dispergiert, ohne dabei agglomerierte Partikel oder Granulate zu zerstören. Solche Inline-Mischer eignen sich ideal, um z. B. in der chemischen Produktion oder bei Lebensmittel-Suspensionen einen gleichbleibenden Produktstrom zu erzeugen und dennoch flexibel auf unterschiedliche Zutaten reagieren zu können. Kontinuierliche Systeme wie der INDAG DLM/FS vermeiden zudem zeitaufwändige Befüll- und Entleerzyklen bei Batch-Prozessen und ermöglichen eine optimale Mischung auch bei geringem Wirkstoffgehalt – wie es etwa in pharmazeutischen Mischungen mit sehr niedrig dosierten Wirkstoffen gefordert ist. Für Hersteller bedeutet dies: höhere Ausbeute und konstantere Produktqualität bei potenziell geringerem Personal- und Energieeinsatz pro Tonne Produkt.

Ein weiterer Player im Konti-Trend ist YTRON (Halle 9, Stand 9-248) mit der Pulverlöseanlage ZC. Dieses System ist darauf spezialisiert, Pulver direkt in Flüssigkeiten einzubringen und zu dispergieren. Dabei wird mittels Unterdruck Pulver aus einem Einfülltrichter in einen Rotor-Stator-Mischer gezogen, wo es sich ohne Klumpen auflöst. Im einmaligen Durchlauf arbeitet die YTRON-ZC äußerst schonend für scherempfindliche Produkte – wichtig etwa bei Verdickungsmitteln oder Proteinen. Falls nötig, kann das Gemisch in einem Kreislauf weiter homogenisiert oder emulgiert werden, um die gewünschte Feinheit zu erreichen. Durch optimierte Rotor-Stator-Geometrien und das Vermeiden unnötiger Pumpenergie erzielt die Anlage eine hohe Dispergierleistung bei geringem Energieverbrauch. In der Praxis bedeutet dies z. B. kürzere Mischzeiten und höhere Produktqualität – ob bei der Herstellung von Lebensmittelzusätzen, Farben oder Kosmetik. Kontinuierliche Pulver-in-Flüssig-Mischer wie YTRON-ZC spielen somit eine Schlüsselrolle, um moderne Rezepturen, vom proteinreichen Pflanzendrink bis zur Hightech-Batterieslurry, effizient und qualitätsschonend herzustellen.

Edelstahl-Dispergieranlage YTRON-ZC mit Pulver-Einzugstrichter und Rotor-Stator-Kammer, montiert auf einer Anlage zur Flüssigkeitsbeimischung
Pulver effizient in Flüssigkeiten einarbeiten: Die YTRON-ZC Pulverlöseanlage dispergiert Pulver klumpenfrei und energieoptimiert im Flüssigkeitsstrom.
Großer Silomischer (amixon Gyraton) mit begehbarer Plattform, innenliegende Mischwendel sichtbar
Große Chargen, geringer Verbrauch: Der Gyraton-Mischer verarbeitet Batchgrößen bis 70 m³ und benötigt dabei nur einen Bruchteil der üblichen Antriebsenergie.

Energieeffizienz und Großchargen – neue Maßstäbe bei Pulvermischern

Mischprozesse gehören zu den großen Energiefressern in der Verfahrenstechnik. Umso wichtiger sind Maschinen, die auch große Materialmengen mit minimalem Energieeinsatz homogenisieren. Ein Highlight auf der Messe ist hier der Gyraton-Silomischer von amixon (Halle 10.0, Stand 10-414), der eindrucksvoll demonstriert, wie Ingenieure Energie sparen: Bis zu 70 m³ Pulvermischgut lassen sich in diesem konischen Riesenmischer auf einmal verarbeiten – bei nur 5 bis10 % des Energieverbrauchs konventioneller Präzisionsmischer. Möglich macht dies eine spezielle Taumelbewegung der Mischwelle, die dafür sorgt, dass das gesamte Volumen auch bei niedrigen Drehzahlen zuverlässig durchmischt wird. Die gleichmäßige Durchmischung bei moderater Geschwindigkeit schont nicht nur das Produkt, sondern senkt auch den Verschleiß und den Lärmpegel. Zudem reduziert die kompakte, hochformatige Bauweise den Platzbedarf und damit Förderwege im Prozess, was wiederum Energie spart. Der Gyraton-Mischer steht exemplarisch für den Trend zu „intelligenten Antriebssystemen und optimierten Geometrien“ bei Industriemischern. Gerade für Schüttgüter in der Baustoff- oder Mineralienindustrie, wo riesige Tonnagen bewegt werden, bedeuten solche Entwicklungen enorme Einsparpotenziale. Auf der Messe wird der Gyraton als energieeffizientes Kraftpaket präsentiert, das zeigt: Hohe Durchsatzleistung und Nachhaltigkeit schließen einander nicht aus.

Auch Gebr. Lödige (Halle 12.0, Stand 12-378) stellt auf der POWTECH TECHNOPHARM eine hochperformante Lösung vor: den Pflugscharmischer FKM für den Chargenbetrieb. Dieser Klassiker der Mischtechnik wurde kontinuierlich weiterentwickelt und zeichnet sich durch die in kurzer Zeit erreichte hohe Mischgüte aus. Das Schleuder- und Wirbelmisch-Prinzip mit seinen charakteristischen Pflugschar-Werkzeugen erzeugt einen intensiven Materialwurf, der dennoch schonend genug ist, um die Partikelform zu bewahren. In nur wenigen Minuten können so selbst schwer mischbare Rezepturen homogenisiert werden – ein entscheidender Vorteil in Branchen wie der Baustoffindustrie (z. B. Trockenmörtel), wo große Volumina schnell und reproduzierbar gemischt werden müssen. Lödige betont zudem die Robustheit und Wartungsfreundlichkeit des FKM: Alle Mischerelemente sind gut zugänglich, und das Design ist auf Dauerbetrieb ausgelegt. Damit bedienen Hersteller wie Lödige die Marktanforderung nach verlässlichen, langlebigen Mischern, die 24/7 laufen können und konstant hohe Produktqualität liefern. Insgesamt zeigt sich: Für große Produktionsmengen setzen die neuen Batch-Mischer sowohl auf Power als auch auf Effizienz – und sparen mit smarter Technik Energie, ohne an Leistung einzubüßen.

Horizontaler Pflugscharmischer (Stahlbehälter mit Mischwerkzeugen und Antrieb) mit geöffneten Wartungsklappen
Der Pflugscharmischer FKM erzielt dank wirbelnder Mischwerkzeuge eine sehr gute Durchmischung in kurzer Zeit.
Zweigeteilte, hygienische Rotationswellendichtung (CinchSeal 9700) aus Edelstahl, geöffnet zur Montage an einer Mischwelle
Hygienische Dichtungslösung für Mischer: Die in zwei Hälften teilbare CinchSeal-9700-Wellendichtung ermöglicht den schnellen Wechsel ohne Ausbau des Mischers.

Hygiene und Wartungsfreiheit: Fokus auf saubere Lösungen

In vielen Branchen, insbesondere Lebensmittel, Pharma und Feinchemie, sind Hygienic Design und reduzierte Stillstandszeiten ebenso wichtig wie die Mischleistung selbst. Daher legen Aussteller 2025 ein besonderes Augenmerk auf Komponenten, die Reinigung, Wartung und Betriebssicherheit verbessern. Ein Beispiel sind die neuen Rotationswellendichtungen von CinchSeal (Halle 12.0, Stand 12-254). Mixer und Rührwerke haben oft rotierende Wellen, die aus dem Behälter herausführen – eine potenzielle Schwachstelle für Produktaustritt und Keime. Hier setzt CinchSeal mit zwei Produkten an: The Seal 2.0 und der Serie 9700.

Die Seal 2.0 ist eine Wellenabdichtung, die komplett wartungsfrei ausgelegt ist. Im Inneren sorgen zwei spezielle Dichtlippen für die Abdichtung; sind sie einmal verschlissen, kann der Betreiber die gesamte Dichtung einfach um 180° drehen und weiterverwenden – ein cleveres Doppel-Nutzen-Prinzip. Schmierung oder Nachstellen entfällt, was gerade in sensiblen Produktionen Ausfallzeiten minimiert. Für den Anwender bedeutet das: Langfristig dichte Mischer ohne Leckagen, ohne tägliche Wartung. Das zweite Modell, die 9700er Sanitär-Dichtung, adressiert vor allem die Reinigungsproblematik: Sie ist so konstruiert, dass man sie in zwei Hälften zerlegen kann. Dadurch lässt sie sich an einer installierten Mischerwelle montieren oder demontieren, ohne den Antrieb abzukoppeln – eine enorme Erleichterung bei Inspektionen oder Wechsel. Zudem besteht sie komplett aus Edelstahl und erfüllt FDA-Vorgaben, was sie optimal für hygienekritische Prozesse macht. Diese Dichtung ist leckagefrei und hält auch aggressiven Reinigungen (CIP/SIP) stand, wie sie in der Pharma- und Lebensmittelindustrie üblich sind. Insgesamt tragen solche Komponenten dazu bei, dass Produktionsanlagen länger laufen und das Kontaminationsrisiko sinkt. Ein Trend ist klar erkennbar: Anbieter ergänzen ihre Mischtechnik um smartes Zubehör, das Reinigung und Wartung revolutioniert – von selbstausrichtenden Dichtungen über totraumarme Ventile bis hin zu CIP-fähigen Mischerdesigns.

Multifunktionale Mischer auf der POWTECH TECHNOPHARM 2025

Große Vielfalt, ein Ziel: In der modernen Mischtechnik geht es darum, präzise Rezepturen reproduzierbar und effizient zu verarbeiten – auch bei stark variierenden Inhaltsstoffen. Der Hersteller PerMix (Halle 10.0, Stand 10-119) zeigt auf der POWTECH TECHNOPHARM 2025 gleich zwei Lösungen, die sich dieser Herausforderung stellen: einen vertikalen Paddelmischer für hohe Mischhomogenität und eine Multifunktionsanlage, die gleich vier Prozessschritte in einem Gerät kombiniert.
Der PerMix Vertical Paddle Mixer (Serie PAM) ist für Anwendungen ausgelegt, bei denen hohe Mischpräzision bei gleichzeitig großer Produktvielfalt gefordert ist. Mit einem konischen Edelstahlbehälter und speziell geformten Mischwerkzeugen erzielt das System homogene Mischungen auch bei extremen Mischungsverhältnissen bis 1:1.000.000. Typische Anwendungsfelder sind die Herstellung von Enzymen, Kosmetika, pharmazeutischen Wirkstoffen oder funktionellen Lebensmitteln, bei denen auch kleinste Komponenten vollständig verteilt werden müssen. Praktisch: Der Behälter lässt sich vollständig entleeren, wodurch Produktverluste minimiert und Reinigungszeiten verkürzt werden. Für anspruchsvolle Hygieneanforderungen ist optional ein CIP-System verfügbar, das eine automatisierte Nassreinigung ermöglicht – ideal bei häufigem Produktwechsel.

Noch einen Schritt weiter geht der PerMix 4-in-1 Hybrid Vacuum Mixer/Dryer. Diese Multifunktionsanlage vereint Mischen, Granulieren, Trocknen unter Vakuum und Kühlen – und bietet damit vier Prozessschritte in einem geschlossenen System. Anwender profitieren von verkürzten Prozesszeiten, reduzierten Schnittstellen und höherer Produktsicherheit, gerade bei scherempfindlichen oder hygroskopischen Substanzen. Je nach Produktanforderung kann die Mischkammer mit unterschiedlichen Werkzeuggeometrien ausgestattet werden: von Pflugschar über Band bis Wirbelschicht. Der Trocknungsprozess läuft unter Vakuum besonders energieeffizient ab, während das finale Kühlen im selben Behälter eine medienfreie Produktübergabe ermöglicht. Für Tests unter Realbedingungen steht in Belgien ein firmeneigenes Technikum bereit, in dem Kunden Prozessparameter im Vorfeld validieren können – ein Pluspunkt für alle, die Skalierung und Prozessintegration aus einer Hand denken möchten.

Multifunktions-Mischanlage (PerMix 4-in-1) auf Rollen, mit zylindrischem Mischbehälter, Steuerpanel und Rohrleitungen für Vakuum
Vier Funktionen in einer Maschine: Der 4-in-1 Hybrid Vacuum Mixer/Dryer kann Mischen, Granulieren, Vakuumtrocknen und Kühlen in einem Prozessschritt vereinen.

Auch die Pegasus Mischer von Dinnissen B.V. (Halle 9, Stand 9-238) folgen dem Trend zur multifunktionalen Maschine: Je nach Kundenbedarf lassen sich verschiedene Prozesse in einem Gerät kombinieren: Mischen und Kühlen, Agglomerieren und Homogenisieren, Vakuumtrocknung oder sogar präzise Zudosierung von Additiven – alles in einem kompakten System. Durch die individuelle Konfiguration des Pegasus Mischers entstehen maßgeschneiderte Lösungen, die sich nahtlos in bestehende Produktionslinien einfügen und gleichzeitig neue Effizienzpotenziale erschließen.

Fazit: Lösungen für effizientes und sauberes Mischen

Die vielfältigen Entwicklungen zeigen das Spektrum an technischen Lösungen, die 2025 auf der POWTECH TECHNOPHARM für effizientes und sauberes Mischen zu sehen sein werden. Die Trends reichen von kontinuierlichen Prozessen über energieoptimierte Großanlagen bis hin zu pfiffigen Detaillösungen für die tägliche Praxis. Wer in Nürnberg einen Blick auf diese Mischtechnik-Innovationen wirft, erhält einen Ausblick darauf, wie künftige Prozessanlagen noch schneller, sicherer und wirtschaftlicher arbeiten können.

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Autor

Armin Scheuermann
Armin Scheuermann
Chemical engineer and freelance specialised journalist