• 06.10.2025
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Das war spitze! Die bestbesuchten Talks und Events auf den Messebühnen

Drei Tage POWTECH TECHNOPHARM – das bedeutete auch drei Tage geballtes Wissen to go, kombiniert mit intensivem Netzwerken. Auf zwei Bühnen in Halle 12 und Halle 10 folgten im Halbstundentakt interessante Vorträge und Events. Welche Themen lockten die meisten Zuhörer an? Ebenfalls eine Sternstunde des Networking: die Premiere des Treffens von WOMEN4PROCESSING.

Geschrieben von Dr. Ulla Reutner

Zahlreiche Zuhörer sitzen vor einer Bühne mit blauer Rückwand und folgen den Ausführungen eines Referenten. Auf der Rückwand sieht man die Schriftzüge POWTECH FORUM und POWTECH TECHNOPHARM.
Von anderen Branchen lernen: Das funktioniert auf der POWTECH TECHNOPHARM in idealer Weise – unter anderem aus den Vorträgen der Referenten mit breit gefächerter Fachkompetenz.

Die beiden Bühnen des POWTECH-Forums und des TECHNOPHARM-Forums boten zahlreiche Höhepunkte. Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen Teilnehmerzahlen war der VDI Science Slam mit 60 Zuschauern. Prof. Samir Salameh, Pierre Cautaerts und Dr. Daniel Klüh begeisterten mit kurzweiligen, inspirierenden Einblicken in ihre Forschungsgebiete. Eine Premiere auf der POWTECH TECHNOPHARM, ebenso wie der ChemCar-Wettbewerb, ausgetragen im Foyer des NCC West. Die Preisverleihung am späten Mittwochnachmittag verfolgten 55 Besucher. Sieger wurde das Team Delta TU von der TU Dortmund, das sich über die ChemCar-Trophy und 2.000 Euro Preisgeld freuen durfte. Den zweiten Platz belegte das Team ATOM aus Indonesien, den dritten Platz das Team Methanol-O-Bil von der RWTH Aachen. 

Zwei junge Leute in weißen Kitteln, umringt von Zuschauern, schicken eine Konstruktion auf Rädern auf einen Parkour.
Der ChemCar-Wettbewerb wurde erstmals auf der POWTECH TECHNOPHARM ausgetragen.

Besonders gut kam auch ein Vortragsblock zum Karrierestart an. Drei Berufseinsteigerinnen berichteten über ihre ersten Schritte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, im akademischen Umfeld und als Mitgründerin eines Start-ups. Der Programmpunkt fand im Rahmen des Student Day am Donnerstagnachmittag statt und wurde von Karrieretipps von Lisa Schmitz (Hays, technische Personalberatung) abgerundet.

Safety first: Konzepte und Geräte im Fokus

„Besser Klasse als Masse“ – hier waren sich die Referenten der technischen Fachvorträge weitgehend einig. So mag die Zahl von acht Zuhörern für einen Fachvortrag am Dienstagmorgen (Dr. Claas Bierwisch, Fraunhofer IWM, über einen neuen Prüfstand zur Pulvercharakterisierung) zunächst gering erscheinen. Doch sind hochinteressierte Fachbesucher wertvoller als ein zahlreiches Publikum, das nur eine Sitzpause sucht. Deutlich wurde auch: Explosionsschutz und Safety-Themen zählten zu den bestbesuchten Vorträgen. Spitzenreiter war der Beitrag des Vereins IND EX über „POWfunding Safety“ mit 31 Zuhörern. Johannes Lottermann und Aleksandar Agatonović stellten ein Konzept vor, mit dem übergreifende Forschung für mehr Sicherheit in der Schüttgutindustrie ermöglicht werden soll.

Auch die Young Innovators hatten die Gelegenheit, ihre Ideen zu präsentieren. Besonders aufmerksam verfolgt wurde der Beitrag von Sabrina Fritsche (Startup Latai 24), die Dustlight vorstellte – ein tragbares Messgerät in Zigarettenschachtelgröße, das per Ampelfarben und Smileys die Staubbelastung am Arbeitsplatz visualisiert.

Zukunftsthemen: KI, Robotik, Augmented Reality

Dass auch Zukunftstechnologien ihren Platz auf der POWTECH TECHNOPHARM haben, zeigte sich am Dienstagnachmittag: Mehrere Vorträge, zum Beispiel zu KI und Robotik im Pulverhandling (Thomas Eules, Sacchi) sowie zu Augmented Reality in der Rohrleitungsplanung (Thomas Werner und Heinrich Nickel, Fr. Jacob Söhne), stießen auf reges Interesse.

Mit bis zu 47 Zuschauern war – wie schon in den Vorjahren – der praxisorientierte Vortragsblock von Prof. Barnekow (TH OWL) und Industriepartnern einer der bestbesuchten Programmpunkte. Thema: die Produktion von Pulvern und Instantprodukten, konkret Transport, Mischen und Granulation – Kernthemen der POWTECH TECHNOPHARM. Starke Resonanz gab es auch für die Vorträge zur Granulation (LB Officine Meccaniche) und zur Pulverdispergierung (Ystral).

Ein lachender Mann im blauen Shirt gestikuliert auf der Bühne des TECHNOPHARM FORUMS.
Neue Formate wie etwa der VDI Science Slam brachten frischen Wind auf die Bühnen der POWTECH TECHNOPHARM.
Rund 40 Besucher, sitzend und stehen, applaudieren.
Aufmerksame Zuhörer, interessante Fragen – und anschließend weiterführende Diskussionen mit dem Referenten: Das macht die Stagetalks so spannend.

Blick über den Tellerrand: Vom Schinken-Processing lernen

Neue Impulse brachte das Zentrum für Lebensmittel und Verpackungstechnologie ZLV, moderiert von Geschäftsführer Thomas Lux. Über neue wissenschaftliche Ansätze zum Staubungsverhalten scherempfindlicher Pulver und injektorlose Einbringung von Würze in Schinken informierten sich je einige Zuhörer, die mit ihren Fragen bewiesen: Es sich lohnt, über den Tellerrand hinauszuschauen. So kann etwa der Hochgeschwindigkeitsprozess für die Schinkenverarbeitung mittels Trajektionsmischer, den Felix-Alexander Katz von Klevertec vorstellte, für zahlreiche Applikationen interessant sein. Der Wissenschaftler verwies auf die Entwickler von hs-tumbler, einem jungen Unternehmen, das ebenfalls auf der POWTECH TECHNOPHARM ausstellte.

Fortschrittliche Verfahren im Pharma-Fokus

Den Spitzenplatz auf der TECHNOPHARM-FORUM, moderiert von Vertretern der APV, teilen sich mit je rund 20 Teilnehmern etliche Vorträge. Im Fokus standen fortschrittliche Produktionsverfahren und die begleitende Analytik. Dr. Marcus Knöll (Syntegon) präsentierte das Prinzip der kontinuierlichen Produktion im Mini-Batch-Verfahren. Dr. Michael Ostendorf (Bayer) sprach über Messmethoden zur Pulvercharakterisierung im Rahmen der Entwicklung kontinuierlicher Arzneimittelprozesse. Dr. Yu-Su Chen von Malvern beleuchtete Partikelcharakterisierung nach Größe und Form.

Strukturierte Anlagenplanung und Containment-Trends

Praktische Relevanz bot auch die Fallstudie von Dirk Steinhaeuser (Glatt Ingenieurtechnik) zur strukturierten Planung von Biotech-Anlagen – besonders interessant für Besucher mit bevorstehendem Scale-up. Reiner Lemperle von Hecht stieß mit seinem Vortragsthema über die Anlagenreinigung unter Berücksichtigung von Containment-Anforderungen auf ähnlich großes Interesse. Über Containment-Trends, ein wichtiges Thema auch auf der Ausstellung (lesen Sie dazu den aktuellen Artikel über Single-use-Containment), informierten auch Michael Maintok von Glatt und Thomas Weingartner von Lugaia.

Ganz genau hinschauen – so könnte die Quintessenz aus den Vorträgen von Prof. Arnulf Hörtnagl von der THWS und Cornelius Mauch sowie von Dr. Torsten Köcher von Dockweiler lauten. Bei beiden ging es um die Oberflächenqualitäten, relevant für das Haftungsverhalten von Pulvern und Flüssigkeiten. Gerade bei Edelstahl-Komponenten für den Pharma-Anlagenbau gilt: Kompromisse sind ausgeschlossen.   

Zukunftsperspektiven für die deutsche Pharmaindustrie

Nicht die Technik, sondern der Mensch stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Johannes Krämer von CSL Behring. Er stellte Ingenieure als Treiber der Digitalisierung dar und zeigte, welche Zukunftsperspektiven sich für die deutsche Pharmaindustrie eröffnen. Mithilfe digitaler Technologien lassen sich Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit gleichermaßen stärken.

„Ein fantastischer Start für WOMEN4PROCESSING“

Noch mehr Networking? Das neue Frauennetzwerk WOMEN4PROCESSING bewies, dass das möglich ist. Hier entsteht eine lebendige Community mit Raum für Austausch, Inspiration und Impulse. Initiiert von der POWTECH TECHNOPHARM trafen sich Frauen aus der gesamten Prozess-Community erstmals live. Gestartet wurde mit einer Podiumsdiskussion von VDI-WoMentorING mit Dr. Melanie Thaler und Elisa Ruth Bader über den Wert von Mentoring und Netzwerken. In ihrer Keynote zeigte Vera Strauch, wie Networking zu einer echten Superkraft werden kann. Anschließend blieb Zeit für angeregte Gespräche bei Snacks und Getränken, bei denen Teilnehmerinnen von WOMEN4PACKAGING und WOMEN4PROCESSING ihre Erfahrungen teilten und neue Kontakte knüpften – ganz im Sinne des Messe-Mottos Processing meets Packaging. „Die Atmosphäre war motivierend und die Diskussionen inspirierend – ein fantastischer Start für WOMEN4PROCESSING“, resümiert Marianny Eisenhofer, Director POWTECH TECHNOPHARM. „Unsere Teilnehmerinnen aus Industrie, Forschung, Marketing und Vertrieb dürfen gespannt sein. Bis zur nächsten Messe in Nürnberg 2026 werden wir das Netzwerk mit weiteren Formaten lebendig halten.“

Rund dreißig schick und bunt gekleidete Frauen stehen auf einer kleinen Bühne, lachen in die Kamera und winken mit erhobenen Armen.
Beste Stimmung auf dem ersten Treffen von WOMEN4PROCESSING.

Autor

Ulla Reutner
Dr. Ulla Reutner
Chemist and freelance specialised journalist