In der Entwicklung befindet sich ein weiteres optimiertes Soda-Leaching-Verfahren von Prime Lithium. Dabei wird das mit Soda vermischte β-Spodumen bei Temperaturen bis zu 1000 °C aufgeschlossen. Es entsteht Lithiumcarbonat, das mit Wasser ausgewaschen wird. Das abgetrennte Lithiumcarbonat wird mit Calciumhydroxid umgesetzt (Causticizing). Calciumcarbonat fällt aus, während Lithiumhydroxid in Lösung verbleibt. Durch Eindampfen und Kristallisation wird schließlich auch hier Lithiumhydroxid-Monohydrat (LiOH·H2O) gewonnen.
In einem von Tesla entwickelten Verfahren wird β-Spodumen mit Natriumchlorid vermischt und in einer Kugelmühle mechanisch aktiviert. Die aktivierte Mischung wird mit Wasser bei etwa 90 °C unter Rühren behandelt. Dabei löst sich Lithium. Die lithiumreiche Aufschlämmung wird filtriert und gereinigt. Das extrahierte Lithium wird schließlich zu Lithiumhydroxid verarbeitet. Da auf starke Säuren verzichtet wird und der Energieverbrauch geringer ist, gilt auch dieses Verfahren als umweltfreundlicher.
Direkter Säureaufschluss und weitere zukunftsträchtige Verfahren
Mehrere renommierte Forschungsinstitute beschäftigen sich mit der direkten Nutzung von α-Spodumen ohne den energieaufwendigen Umweg über die Kalzinierung.
Als potenziell effizienteres Verfahren gilt der direkte Säureaufschluss von α-Spodumen, bei dem dieser direkt mit konzentrierter Schwefelsäure bei 200 bis 250 °C versetzt wird. Dabei entsteht lösliches Lithiumsulfat. Der Säureverbrauch ist dabei jedoch sehr hoch, was Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Zudem müssen die sulfathaltigen Abwässer aufwendig gereinigt werden. Gegenüber der Kalzinierung spart das Verfahren jedoch 30 bis 50 Prozent Energie ein. Gerade bei der dezentralen Verwertung von Spodumen in kleinen Anlagen wäre der kompaktere Prozess von Vorteil. Kommerziell wird dieses Verfahren bislang nicht genutzt.
Zum Patent angemeldet ist ein Verfahren der Penn State University. Es nutzt eine Kombination aus Mikrowellen-Röstung unter Zugabe von Natriumhydroxid, die α-Spodumen in eine lösliche Phase überführt. Anschließend wird es mit Wasser ausgelaugt. Die Technologie wird in Zusammenarbeit mit Hertz Energy weiterentwickelt und soll bald in die Pilotphase gehen. Der Energieverbrauch und somit die CO2-Emissionen sind deutlich geringer als bei kalzinierungsbasierten Verfahren. Ein weiterer Vorteil wäre die weniger komplexe Anlage mit weniger Prozesseinheiten.
Fazit und Ausblick: Es geht auch umweltfreundlicher
Die Gewinnung von Lithiumhydroxid aus Spodumenkonzentrat durch Kalzinierung und Säureaufschluss ist weit verbreitet. Der Hochtemperatur-Kalzinierungsprozess zur Phasenumwandlung von α- in β-Spodumen ist jedoch sehr energieintensiv und geht mit hohen Treibhausgasemissionen einher. Auch der Einsatz konzentrierter Schwefelsäure belastet die Umwelt und erfordert erhebliche Investitionen in die Ausrüstung. Für die Akzeptanz neuer Anlagen, insbesondere in Europa, ist es unabdingbar, dass diese nachhaltiger arbeiten. Moderne Verfahren zielen entweder auf einen geringeren Säureeinsatz ab (z. B. Metso, Tesla) oder wollen die Kalzinierung überflüssig machen (Hertz Energy).
Auch die Gewinnung von Lithium aus Sole hat Vorteile gegenüber der Kalzinierungsmethode. Insbesondere die direkte Lithiumextraktion aus lithiumhaltigem Grundwasser, im Idealfall durch erneuerbare Energien angetrieben, gilt als zukunftsweisend. Die Umweltbelastung ist dabei deutlich geringer als bei der herkömmlichen Lithiumgewinnung in Verdunstungsteichen, da die Sole nach der Lithiumentnahme wieder in die Grundwasserleiter zurückgeführt wird.
Mehr dazu erfahren Sie ab Juli 2025 in Teil 2 der Artikelserie „Wie funktioniert eigentlich die Lithiumgewinnung?“.